Nach der Insolvenz 2023 : Proma Group übernimmt Recaro Automotive: 170 Stellen betroffen

Der traditionsreiche Autositzhersteller Recaro mit Sitz in Kirchheim/Teck (Kreis Esslingen) wird von einem italienischen Investor übernommen.

Der traditionsreiche Autositzhersteller Recaro mit Sitz in Kirchheim/Teck (Kreis Esslingen) wird von einem italienischen Investor übernommen.

- © Recaro

Der traditionsreiche Autositzhersteller Recaro mit Sitz in Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) wird von der italienischen Proma Group übernommen, einem Automobilzulieferer mit einem Jahresumsatz von 1,1 Milliarden Euro. Proma ist spezialisiert auf die Produktion von Sitzstrukturen, Karosseriebaugruppen und Fahrwerksaufhängungen. Die Produktion wird in die Region Turin verlagert, wodurch die Fertigung am Standort Kirchheim endgültig geschlossen wird. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters bestätigte die Übernahme; der Vertrag sei bereits unterzeichnet worden.

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Zuletzt waren in Kirchheim 215 Mitarbeiter beschäftigt. Durch die Übernahme sollen etwa 20 Arbeitsplätze in der Region Stuttgart erhalten bleiben, hauptsächlich in den Bereichen Vertrieb und Technik. Die restlichen über 170 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Der Betriebsrat hat jedoch eine Transfergesellschaft für die betroffenen Beschäftigten erreicht.

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- © Industriemagazin

Fortführung der Produktion in Italien

Die Recaro Automotive GmbH erzielte zuletzt einen Umsatz von knapp 50 Millionen Euro. Das Unternehmen stellte seit Jahrzehnten Autositze für Sportwagen her und meldete vor wenigen Monaten Insolvenz an, nachdem ein Großauftrag weggefallen war. Es ist wichtig zu betonen, dass die Insolvenz ausschließlich die Recaro Automotive GmbH betrifft und keine Auswirkungen auf andere Geschäftsbereiche der Recaro Group hat, wie Recaro Aircraft Seating, Recaro Gaming und Recaro Rail.

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Die Proma Group plant, den Betrieb mit mehreren Mitarbeitern aus den ursprünglichen Vertriebs- und Technikabteilungen von Recaro fortzuführen. Proma ist ein führendes Unternehmen in der Produktion von Komponenten für den Automobilsektor und verfügt über mehr als 30 internationale Patente.

Die Recaro Group, zu der Recaro Automotive als Lizenznehmer gehörte, hält keine Beteiligung an der Recaro Automotive GmbH. Daher hat die Übernahme keine Auswirkungen auf die anderen Geschäftsbereiche der Recaro Group.

Die Übernahme durch die Proma Group bietet die Möglichkeit, die Marke Recaro im Automobilsektor weiterzuführen und von der Expertise eines etablierten Zulieferers zu profitieren. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Integration der Recaro Automotive GmbH in die Strukturen der Proma Group entwickeln wird.

Die IG Metall kritisierte das Management von Recaro Automotive für die mangelnde Diversifizierung des Unternehmens, was zur Abhängigkeit von einzelnen Großaufträgen führte.

Recaro-Produktion im deutschen Kirchheim unter Teck
Recaro-Produktion im deutschen Kirchheim unter Teck - © Recaro

Recaro Automotive in der Insolvenz 2023

Die Recaro Automotive GmbH meldete im Jahr 2023 Insolvenz an, nachdem ein bedeutender Großauftrag wegfiel, der maßgeblich für den Umsatz des Unternehmens verantwortlich war. Dieser Einbruch verdeutlichte die hohe Abhängigkeit des Unternehmens von einzelnen Auftraggebern und die fehlende Diversifizierung im Geschäft. Die Insolvenz wurde am Amtsgericht Esslingen eingeleitet, und ein Insolvenzverwalter übernahm die Leitung des Verfahrens.

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Hauptursache für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten war der Wegfall eines langjährigen Großkunden aus der Automobilbranche. Das Unternehmen konnte diesen Verlust nicht rechtzeitig kompensieren, was zu einem erheblichen finanziellen Engpass führte. Die Einnahmen brachen drastisch ein, sodass selbst kurzfristige Maßnahmen zur Kostensenkung nicht ausreichten, um das Unternehmen zu stabilisieren.

Während des Insolvenzverfahrens bemühte sich der Insolvenzverwalter, eine Fortführungslösung zu finden, um zumindest Teile des Unternehmens zu retten. Parallel dazu wurden Verhandlungen mit potenziellen Investoren geführt, die letztendlich zur Übernahme durch die italienische Proma Group führten.

Im Zuge der Insolvenz musste ein Großteil der Belegschaft in Kirchheim entlassen werden.